Liebe Coq-Freundinnen und -Freunde,
Den letzten Samstag haben wir zuhause verbracht. Den ersten Samstag seit Mitte Mai. Den ersten Samstag im Dezember seit 11 Jahren.
Natürlich wünschten wir uns, es wäre anders. Natürlich würden wir lieber mit euch trinken und tanzen. Wäre es ein normales Jahr, würden wir mit Abermensch Weihnachten feiern und an Silvester wieder den Glitzer schneien lassen. Das würde nicht nur den Coq-Finanzen besser tun, sondern auch unserem Gemüt.
“Warum macht ihr es dann nicht wie andere? Warum nennt ihr euch nicht Restaurant oder Café, öffnet früher und macht Tischservice?”, wurden wir in den letzten Tagen mehrmals gefragt.
Antwort 1: Weil wir eine Bar sind. Weil wir ein Kulturlokal sind. Weil das Coq d’Or für lange Nächste steht, für ungezwungene Begegnungen, für Konzerte und Tanzen und Karaoke und und… und das alles aktuell hat grad nicht geht. Sowohl Kanton als auch Bund haben klar gemacht: Das, was das Coq macht, soll es derzeit nicht geben. Daran halten wir uns.
Antwort 2: Ganz ehrlich: Wir haben dieses Jahr schon gefühlt 7x Programm organisiert und dann wieder streichen müssen. Wir haben versucht, das Beste aus dem Sommer zu machen und uns auch für die letzten Wochen dieses Jahres tolle Abende überlegt. Jetzt auch noch auf Tagesbetrieb umstellen, den dann vermutlich kaum jemanden interessiert? Und darauf dann eh der Lockdown folgt?Nein danke. Da beginnen wir lieber damit, schüchtern die Zeit danach zu planen, um ready zu sein, wenn Tanzen wieder möglich sein wird.
Antwort 3: Bleibt verdammt nochmal zuhause!
Die Situation ist ernst. Täglich sterben in der Schweiz gegen 100 Menschen an Covid-19. Und die Infektionszahlen steigen wieder und das Gesundheitssystem ist am Anschlag.
Auch für uns sind nicht alle Massnahmen nachvollziehbar. Vermutlich könnten wir auf manche Einschränkungen verzichten, dafür bei anderen noch weiter gehen. Doch sind wir weder Epidemiologen noch Bundesräte. Jetzt nach Schlupflöchern und Spitzfindigkeiten zu suchen und damit die an sich schon zögerlichen Massnahmen zu untergraben, finden wir schlicht falsch. Wir sind überzeugt: Nur weil etwas legal ist, muss es nicht richtig sein (gilt auch umgekehrt).
Ausserdem: Wann war es jemals eine gute Idee, Sachen zu machen, die Erich Hess propagiert?
Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass diese Krise möglichst bald vorbei geht. Damit wir möglichst bald wieder unbeschwert mit euch feiern können natürlich. Aber auch, damit wir alle unsere Grosseltern möglichst bald wieder sorglos umarmen und uns sicher sein können, dass sie ein Spitalbett bekommen, wenn sie eins brauchen.
Auch ökonomisch macht das Sinn, sagen zumindest Expert*innen. Lieber jetzt durchbeissen, uns einschränken und zuhause bleiben und damit die Fallzahlen möglichst schnell runterkriegen.
Wir wollen die Situation nicht schönreden: Dem Coq geht es grad nicht gut. Wir sind finanziell am Anschlag und ohne die Geduld unserer Partner*, ohne den Support von allen Seiten, ohne ein Stück vom Unterstützungskuchen, das wir hoffentlich kriegen werden, wüssten wir nicht wie weiter.
Aber weiter soll es gehen! Die langen Nächte kommen wieder. Daran arbeiten wir in den nächsten Wochen.
Bis dahin: Bleibt zuhause! Hört Platten, lest Bücher und kauft und schenkt und unterstützt Kultur und Lokales!
Und lasst euch nicht unterkriegen! Und bitte, bitte fallt nicht auf irgendwelches Freiheitsgeschwafel herein und marschiert mit Rechten, nur weil euch die Situation grad ankackt. Eurer unserer Gesundheit und der eurer und unserer Grossis und Eltern zuliebe!
Viel Liebe & Abstand,
Kissi & das ganze Coq-Team
